Mit der Einrichtung eines Natur- und Kulturpfades möchten wir Ihnen, liebe Gäste, ein Ratgeber für die Gestaltung Ihres Aufenthalts in unserer Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz sein. Der Natur- und Kulturpfad verbindet Sehenswürdigkeiten der beiden Dörfer, die seit 1994 die Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz bilden. Die Route führt Sie zu 12 Besonderheiten aus Natur, Geschichte und Kultur. Deren jeweilige Ortslage können Sie aus der Kartenskizze ablesen. Auf sichtbar angebrachten Tafeln wird an der festgelegten Route auf die für die Ortsbegehung ausgewählten Sehenswürdigkeiten hingewiesen. Diese werden darauf in deutscher und tschechischer Sprache vorgestellt. So können Sie sich einen Überblick zu den natürlichen, geschichtlichen und kulturellen Verhältnissen im Gebiet der Gemeinde Bertsdorf-Hörnitz verschaffen.
Der Zittauer Bürgermeister Dr. Christian von Hartig (1605-1677) kaufte 1651 das Rittergut Althörnitz. Meister Valentin aus Zittau erbaute ihm dieses Spätrenaissanceschloss von 1651 bis 1654. Über dem dreigeschossigen rechteckigen Gebäude erheben sich auf den Schmalseiten ein und auf beiden Langseiten je zwei zweistöckige Giebel mit kräftigen, von Vasen bekrönte Voluten. Rustika-Quaderung an Ecken, Rustika-Lisenen an Giebeln und Medaillons mit barocker Verzierung über den Fenstern des zweiten Obergeschosses prägen das Äußere. Zwei achteckige frühbarocke Türme mit welschen Hauben flankieren den Haupteingang. Im linken Turm führten die befreundeten Naturwissenschaftler Jacob von Hartig und Walter von Tschirnhaus um 1675 in ihrer Alchimistenküche Versuche durch. Im Schlossgarten wurde schon früh für die Entwicklung der Gartenkultur in der Südlausitz Pionierarbeit geleistet. Durch die Bodenreform 1945 wurde die Familie von Sandersleben enteignet. Das Schloss wurde Ferienheim der Gewerkschaft. 1996 konnte das rekonstruierte Schloss mit einem neuen Anbau als „Schlosshotel Althörnitz“ eröffnet werden.
Nach der Auspfarrung von Alt- und Neu–Hörnitz aus Zittau und der Bildung einer selbstständigen Kirchgemeinde 1899 wurde 1900/1901 nach Plänen des Architekten Theodor Quentin, Pirna, diese Pfarrkirche erbaut. Für den neugotischen Backsteinbau gestaltete die Kgl. Sächsische Hofglasmalerei Carl Ludwig Türcke, Zittau, drei spitzbogige Chorfenster mit figürlichen Darstellungen. Bemerkenswert ist, dass in die Bildkomposition des Mittelfensters mit dem segnenden Christus Ansichten vom Schloss Alt–Hörnitz und von der neuerbauten Kirche aufgenommen wurden. Der Altar mit der Kreuzigungsgruppe aus Kalkstein ist ein Werk des Bildhauers Konrad Hentschel, Meißen. Die Kanzel schuf der Holzbildhauer Wilhelm Engelmann, Pirna. Die Orgel baute die Firma Schuster, Zittau. Sie wurde 1998 restauriert. Die drei Glocken aus Eisenhartguss von der Firma Schilling und Lattermann, Apolda, wurden 1963 geweiht. Von 1978 bis 1982 erfolgte eine umfassende Renovierung der Kirche.
Die 375 Meter hohe Phonolithkuppe der Koitsche gehört zu einem Höhenzug, der das Zittauer vom Großschönau–Warnsdorfer Becken trennt. Noch um 1930 wurde das Gestein des Berges für das Befestigen der Ufer bei der Neiße–Regulierung gebrochen. Oberhalb des aufgelassenen Steinbruchs steht die neue Bergbaude. Mit ihrer Eröffnung 1999 gewann die Koitsche erneut als traditionelles Nahausflusgziel für Zittau an Bedeutung. Berühmt ist der Panoramablick von der Aussichtsplattform ins Zittauer Becken, das vom Kranz der Berge umrahmt wird. Auf dem höchsten Punkt der Koitsche erinnert die Theodor–Körner–Eiche von 1882 an diesen deutschen Dichter und Patrioten. Mit dem Galgenfleckchen am Berge sowie Drachenquell und Bärkirche in der Nähe der Koitsche verknüpfen sich sagenhafte Geschichten.
Dieser schön gewachsene Baum ist eine von drei unter Naturschutz stehenden Winterlinden in der Gemeinde Bertsdorf–Hörnitz. Wirkungsvoll prägt sie als einzeln stehender Baum das Landschaftsbild unterhalb der Koitsche. Die kleinblättrigen Winterlinden sind hervorragende Schattenspender. Sie sind ab Anfang Juli überreich mit stark duftenden Blüten besetzt und gelten als die besten Honiglinden. Winterlinden erreichen eine Höhe von 30 Metern und können mehrere hundert Jahre alt werden. Der Maler Veit Krauß hat zuweilen die zylindrische Gestalt dieser Linde für seine Koitschebilder als Vordergrund bevorzugt.
Bisweilen hört man an Sommerabenden in der Umgebung ein lautes „Pickperwick“. Es ist der Wachtelschlag, vom Volksmund in „bück den Rück“ umgewandelt. Unsere Vorfahren hatten die Eignung des kleinen Hühnervogels für die Käfighaltung herausgefunden, indem sie dessen Anspruch auf Abschirmung des Tageslichts erfüllten. Für seine Gewohnheit, heftig aufzuspringen, polsterten sie die Decke ab. Dankbar nahm die Wachtel für ein gelegentliches Sonnenbad einen mit Sprossen versehenen erkerartigen Vorbau an. Im Winter 1931/32 baute der einfallsreiche Zimmermann Oskar Wagner dieses schöne Wachtelhaus, das nie eine Wachtel beherbergte, aber von den Besitzern zur Zierde ihres Hauses gepflegt wurde. So haben sich mit den letzten zwei Hörnitzer Wachtelhäusern interessante Zeugnisse volkskünstlerischen Schaffens mit volkskundlicher Bedeutung erhalten.
Das Dorf Bertsdorf war ursprünglich ein Bauerndorf. Es wurde im 13. Jahrhundert von bäuerlichen Siedlern gegründet, die von Westen her in dieses waldbedeckte Gebiet eingedrungen waren, um Ackerland zu roden. 1586 wurden in einem Urbarium für Bertsdorf 12 Häusler, 12 Groß- und Kleingärtner und 39 Bauern aufgeführt. Da Bertsdorf jahrhundertelang ein Zittauer Ratsdorf war, mussten die Bauern bis zur Ablösung der Fronen und Dienste im 19. Jahrhundert für die Stadtkommune umfangreiche Hand- und Spanndienste leisten. Der Hof Weikelt ist durch die Art seiner Gebäude und deren Anordnung in einer ringförmigen Hofform volkskundlich bedeutsam innerhalb Sachsens. Das Wohnstallgebäude mit Kragdach stammt von 1754. Bemerkenswert sind die durchgängigen Oberlauben am ehemaligen Pferdestall und an einem Nebengebäude sowie eine sorgfältig ausgestattete Kammer mit Wandbrettverkleidungen, Schiebeläden, bleiverglasten Fenstern und durchlaufenden Wandborden im Pferdestallgebäude.
Nachdem die alte Kirche durch Blitzschlag eingeäschert worden war, wurde von 1672 bis 1675 nach einem Riss vom Baumeister Klengel, Dresden, eine neue Kirche errichtet, die dem Neubau der Kirchen in Eibau, Hainewalde, Spitzkunnersdorf und Niederoderwitz als Vorbild diente. Die einschiffige Hallenkirche, die als Wandpfeilerkirche errichtet wurde, hat ein schönes Kreuzgewölbe und zwei umlaufende hölzerne Emporen. Bemerkenswert sind der Taufstein von 1554, der Altar von 1689, die Kanzel von 1696 und das Orgelgehäuse von 1751. Die Orgel baute 1898 die Firma Schuster, Zittau; drei neue Glocken von der Firma Schilling, Apolda, wurden 1959 geweiht. An der alten Kirchhofmauer mit einem Portal aus der Zeit um 1570 stehen Grabdenkmäler aus dem 18. Jahrhundert. Sehenswert ist im Pfarrhaus eine schöne bemalte Balkendecke aus der Zeit um 1700.
In der Südlausitz sichern Bogenbrücken die Übergänge über Flüsse und Bäche mit unregelmäßiger Wasserführung. Nur einmal am 2. Juli 1875 schwoll in Bertsdorf der Dorfbach nach einem Wolkenbruch so stark an, dass er Brücken zum Einstürzen brachte. Von einst 13 Steinbrücken im Dorf überspannen noch einige solcher gewölbter sandsteinerner Brücken mit zinnenartigen Brustwehrkronen den Dorfbach und fügen sich harmonisch ins Dorfbild ein. Die Jahre ihrer Erbauung haben die Baumeister in den Schlusssteinen der Bögen vermerkt. Die Brücke vor dem oberen Kirchberg stammt von 1802 und wurde 1997/1998 nach einer aufwändigen Restaurierung dem lebhaften Verkehr angepasst.
In der Oberlausitz und im angrenzenden Polen sowie in Nordböhmen werden die Dörfer durch einen besonderen Haustyp, das Umgebindehaus, geprägt. Nur hier gibt es in hoher Konzentration Häuser einer Bauart, die seit dem Mittelalter die slawische Blockbauweise mit dem fränkischen Fachwerkbau verbindet. Dabei wird die Blockstube mit einer Stützkonstruktion, dem sogenannten Umgebinde umgeben. Es sind Ständer, die ohne Grundschwelle auf einem Steinsockel stehen. Auf diesen ruht entweder sofort das Dach oder ein Obergeschoss in Fachwerkbauweise. Die Blockstube ist ein selbstständiger Baukörper und statisch nicht mit dem Umgebinde oder dem Obergeschoss verbunden. In der Mitte des Hauses befindet sich ein gemauerter Hausflur mit der Haustür und gegenüber der Blockstube meist ein massiver Hausteil (Stall oder Vorratskammer), manchmal auch eine zweite Blockstube (sogenanntes Doppelstubenhaus). Sehr selten kann man, wie an diesem Haus, noch eine Oberlaube finden, die als offener Raum zur Trocknung von Wäsche oder Pflanzen dient. Viele Häuser besitzen einen künstlerisch gestalteten Türstock mit Schmuckelementen.
Die drei Wassermühlen in Bertsdorf gehörten bis zu ihrem Verkauf kurz nach 1800 an Müllerfamilien dem Rat der Stadt Zittau. Pächter betrieben diese Mühlen mit den dazugehörigen Bäckereien. Zusätzlich nahmen im 19. Jahrhundert Müller der Mittel- und Niedermühle Ölstampfen in Betrieb. Die Hörnitzer Nieder- und Vorwerksmühle, ebenfalls vom Wasser der Bertse gespeist, wurden von Besitzern des Ritterguts Alt-Hörnitz gebaut, an Müller verpachtet und später an diese verkauft. Die obere Mühle von Bertsdorf wurde nach einem Brand 1726 wieder aufgebaut. 1805 ging sie für die Kaufsumme von 1950 Talern in den Besitz des Müllers Lehmann über. 1900 wurde der Mahlbetrieb eingestellt. Versuche zur Gewinnung von Elektroenergie blieben bedeutungslos. Erhalten haben sich bis heute die äußere Gestalt des Mühlengebäudes und im Innern die Welle des Mühlrades. Der Mühlgraben versorgte jahrhundertelang die Bertsdorfer Mühlen mit Wasser aus dem Grundbach. Das geht aus einer Urkunde zu einem Wasserstreit zwischen dem Rat der Stadt und den Oybiner Mönchen im Jahre 1536 hervor. Heute beherbergt ein Anbau die Schubertsche Sammlung von kulturhistorisch interessanten Geräten der Haus- und Landwirtschaft.
Der Bedarf an schmiedeeisernen Werkzeugen von vierzig Bauernhöfen und etlichen Großgärtnereien sicherte in Bertsdorf immer mehreren Schmiedemeistern Aufträge und damit wirtschaftliches Auskommen. Der Chronist Morawek nennt für 1866 in einer Aufstellung der Gewerke fünf Hufschmiede und einen Messerschmied. Nachweisen lässt sich im Ort das Schmiedehandwerk bis 1587, das in alter Zeit auch für das schmiedefreie Olbersdorf zuständig war. So ist noch 1805 auf einer amtlichen Karte ein Weg zwischen beiden Orten als Schmiedesteig eingezeichnet. Die Ressel-Schmiede besteht seit 1866. Sie ist die jüngste Schmiede im Ort, wurde 1903 von Karl Ressel gekauft und ist nun in dritter Generation im Besitz der Familie Ressel. Der Maler Richard Israel hat dieses Schmiedemotiv in einem stimmungsvollen Bild erfasst.
Die Phonolithkuppen von Steinberg (444 m), Breiteberg (510 m) und Roscherberg (436 m) sind vulkanischen Ursprungs. Sie lagern auf der Bertsdorfer Basaltdecke und gehören zu dem aussichtsreichen Höhenzug, der das Zittauer vom Großschönau – Warnsdorfer Becken trennt. Der Arzt und Maler Carl Gustav Carus malte 1820 den Steinberg mit seinen schräg stehenden Phonolithsäulen als „Geognostische Landschaft“ (Staatsgalerie Stuttgart). Am Waldrand erinnert ein Denkstein an die Aufforstung des Berges im Jahre 1847, ein anderer an einer Straßengabelung an eine Mordtat im Jahre 1825. Der Breiteberg mit seinen floristischen Besonderheiten und einer mannigfaltigen Tierwelt erhebt sich 200 m über das Mandautal. Seit 1881 ist der Gipfel bewirtschaftet, und 1936 wurde aus Phonolithplatten des Berges der Aussichtsturm, benannt nach dem Geologen Dr. Curt Heinke, errichtet. Um Querxborn und Querxloch raunen sich die durch Ludwig Bechsteins Sagenbuch in ganz Deutschland bekannt gewordenen Zwergsagen vom Breiteberg.
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